Samstag, 10. Oktober 2009

Obama, der Friedensnobelpreis und gute PR

Wer staunte nicht, als die gesamte Welt gestern unverhofft vor der Tatsache stand, dass dem US-Präsidenten Barack Obama, aus nun wirklich heiterem Himmel, der Friedensnobelpreis verliehen wurde?

Ist das nicht wunderbar? Er der Messias und Hoffnungsträger wird nun endlich gewürdigt für seine herausragenden Taten... Hmm, welche eigentlich??

Fragwürdige Entscheidung: Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama ist eine kaum noch nachzuvollziehende Verirrung von sechs Juroren, denen jedes Gefühl für Realismus und jede Urteilskraft abhandengekommen ist.

Das Nobel-Komitee in Oslo vergibt seinen Friedenspreis offenbar nicht mehr für eine vollbrachte Tat, es vergibt die Auszeichnung in Erwartung einer sich zu erfüllenden Prophezeiung. (Süddeutsche)

Das fragt sich wohl auch Washington selbst und zeigte sich ebenso verblüfft, wie der rest der Welt.

Selbst das Weisse Haus wurde von Obamas Friedensnobelpreis völlig überrumpelt – eine erste Reaktion bestand aus drei Buchstaben: Wow!
Allgemein lässt sich die Stimmung in Washington so auf den Punkt bringen: Er hat gewonnen! Aber für was? (20min)

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Der eigene Präsident als Friedensnobelpreisträger wird auch von USA Today ein wenig auf die Schippe genommen. Breaking News im Wortsinne: Da wache man auf eines Morgens und Barack Obama sei Nobelpreisträger - einfach so, schreibt das Blatt. Und schiebt hinterher, man habe ja nicht einmal gewusst, dass der Präsident überhaupt nominiert gewesen sei.

Wie ist das eigentlich mit den Nominierungen?

At the first meeting of the Nobel Committee after the February 1 deadline for nominations, the Committee's Permanent Secretary presents the list of the year's candidates. (nobelpeaceprize)

Am 1. Februar ist also die Frist für Nominierungen abgelaufen. Sprich: Obama wurde nach 12 Tagen in seinem Amt als US-Präsident für den Friedensnobelpreis nominiert.

Das da einiges nicht so ganz richtig zu sein scheint ist offensichtlich. Kein kritischer Mensch würde auch nur auf den Gedanken kommen, jemanden wie Obama einen Friedensnobelpreis zu verleihen. Einem Präsidenten der zwei abscheulich erlogene Angriffskriege und Guantanomo geerbt und angenommen hat. Der von Wall-Street und Co. gefördert wurde und dessen Minister-Posten von CFR-Membern besetzt ist.

Scheinbar sehen wir hier ein Machwerk, dass dazu da ist, die nunmehr brökelnde Fassade zu kitten, die kaummehr Zeit bietet nachzubessern, was da runterkommt. Hier sehen wir die Krönung des Public Relations der Spin-Doktoren, dazu da die immer mehr enttäuschten Massen zu Manipulieren und wieder auf Kurs zu bringen. Ebenso könnte es sich hier um die geplante Fortsetzung einer wichtigen Strategie handeln:

Denn dass Obama als Friedensapostel inszeniert wird, bedeutet nichts Gutes. Es ist eine strategische Operation. Sie erinnert an die Appeasement-Politik der Briten vor dem Zweiten Weltkrieg. Je mehr man selbst als Friedenstaube erscheint, umso leichter kann man in einen Krieg eintreten. Ein – vermeintlicher - Friedensapostel wie Obama kann einen Krieg viel leichter legitimieren, als ein Politiker wie beispielsweise George W. Bush. Tatsächlich stehen wir hier vor zwei völlig unterschiedlichen Legitimationsmethoden:

Methode Bush: Ein mäßig bis unbeliebter Präsident wird angeblich angegriffen, bekommt vorübergehend die Legitimation für zwei Feldzüge, verliert sie aber aufgrund der eigenen offensichtlichen Kriegslüsternheit sehr schnell wieder. Am Ende steht er als Schurke da.

Wie wäre es aber mit der Methode Obama: Ein Friedenspräsident mit einem Heiligenschein wird feige angegriffen. Ja, schlimmer noch: Seine Friedfertigkeit wird durch einen feigen Angriff bitter enttäuscht und verraten – werden die Menschen da nicht wie ein Mann hinter Obama stehen? O doch! (Gerhard Wisnewski)


Obama selbst gab eine Pressekonferenz zu dem Thema:




Er spricht von der terroristischen und nuklearen Bedrohung, die es, auch bestätigt durch den "Friedens"nobelpreis, abzuwenden gelte.

Demnach hat Wisnewski nicht unrecht, wenn er sagt, dass ein Angriff gegen das Handeln eines Image-"Heilands" und Friedenspolitikers eher dazu legitimiert Kriege zu führen, als es bei einem unbeliebten und kritisierten Kriegstreiber, wie George W. Bush war.

Wer widerspricht schon einem Messias bei "Verhandlungen"? Das kann nur ein Schurke und Teufel sein! Nicht wahr Herr Ahmadinedschad und co!?

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